Eiöltempera auf Leinwand, 19 x 24cm
Dauerleihgabe
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Jahrzehntelang musste der 1893 in Freiburg geborene, von 1939 bis 1961 in Hagnau am Bodensee lebende Künstler auf Anerkennung warten. Erst 1958 gelang Julis Bissier mit der Vorstellung seiner Tuschezeichnungen aus den vierziger Jahren und mit seinen kleinen Eiöl-Tempera-Bildern der fünfziger Jahre der internationale Durchbruch.
Die Tüchleinbilder nannte Julius Bissier selbst ›Miniaturen‹. In ihnen suchte er den freien Fluss der Zeichenschrift, den ästhetischen Zauber der Äquilibristik und die Geistigkeit ungegenständlicher Formen miteinander zu vereinen. Bestätigungen seiner abstrakten Malweise hatte er in der Kalligraphie Ostasiens, im antiken Symbolismus, wie er ihm durch den Basler Mythenforscher Johann Jakob Bachofen vermittelt wurde, und durch den Zuspruch der Künstlerfreunde Willi Baumeister und Hans Arp erfahren.
Bissiers ›Miniaturen‹ fehlt jede ›Peinture‹. Vielmehr fühlt sich der Betrachter an den flüssigen Duktus der Kalligraphen und an das Aufscheinen lichter Farben erinnert, wie sie für Tusch- und Wasserfarbenmalerei typisch sind. Fließende, skripturale Formen einerseits und organisch weich gerundete, an- und abschwellende andererseits werden behutsam, nur scheinbar leicht, auf durchscheinende, hell getönte und sanft strukturierte Gründe aufgetragen. Gelungen ist die Komposition dann, wenn sie, so Bissier, »willenlos kommt«.
Als Titel trägt Bissier, wie bei einem Tagebucheintrag, das Tagesdatum ins Bild ein. So meint man, wie Werner Schmalenbach, der große Vermittler des Werks von Julius Bissier es ausdrückte, Teil zu haben an jener künstlerischen Realität, die ein Stück ›Ewigkeit‹ meint: am Glücksmoment der Bilderfindung.