Kunstmuseum Singen

18.05.2025 bis 21.09.2025
»Man soll kein Worpswede aus der Gegend machen«.

Die Künstler der klassischen Moderne auf der Höri.

 

Freiwillig an den Bodensee sind sie nicht gekommen: die »Höri-Künstler«. Aber unter jenen Künstlern, die sich in den 1930er- und -40er-Jahren auf der Bodenseehalbinsel Höri niederließen, waren nicht wenige, die auch nach 1945 vor Ort blieben. Es waren die »Höri-Künstler«, die in der Nachkriegszeit der Moderne zum Durchbruch verhalfen, den Aufschwung des westlichen Bodenseeraums zur Kunstregion bewirkten und mit ihren Landschaftsbildern bis heute »das Bild« vom Hegau und westlichen Bodensee prägen.


Fluchtpunkt Höri

Nachdem bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts einige Maler und Schriftsteller, darunter Hermann Hesse, die Höri als »Aussteigerort« entdeckt hatten, folgten ihnen in der Zeit des Nationalsozialismus und während des Zweiten Weltkrieges eine wachsende Zahl an Malern, Zeichnern und Bildhauern, die dem (kultur-)politischen Druck der NS-Herrschaft und dem Luftkrieg in den großen Städten zu entkommen suchten. Die Abgeschiedenheit des Ortes ermöglichte es ihnen, die Zeitläufte in der »inneren Emigration« zu überstehen.


Die Höri-Künstler und ihr Umfeld

Die Namen dieser Künstler, die als politisch unzuverlässig oder deren Kunst als »entartet« diffamiert wurden, liest sich wie ein Who is Who der klassischen Moderne. Das Kunstmuseum Singen zeigt Werke von Max Ackermann, Curth Georg Becker, Otto Dix, Erich Heckel, Helmuth Macke, Ferdinand Macketanz, Jean Paul und Ilse Schmitz, Hans Kindermann, Rudolf Stuckert und Rose Marie Schnorrenberg – ergänzt um die Sonderschau Walter Herzger und Gertraud Herger-von Harlessem im ersten Obergeschoss. Werke befreundeter Künstler, die am Bodensee auf Zeit Zuflucht fanden oder ihre Kollegen dort aufsuchten, wie Julius Bissier, Ludwig Gabriel Schrieber, Franz Lenk, William Straube u.a. mehr, kommen hinzu. Büsten und Portraits ihrer Sammler und Unterstützer runden die Ausstellung ab.


Höri: Kein Worpswede

Sicher, die »Höri-Künstler« kannten und unterstützten sich wechselseitig. Eine Künstlerkolonie oder gar einen »Malerwinkel« begründeten die Individualisten unterschiedlichen Alters, Herkunft und künstlerischer Haltung aber nie: »Man soll ja kein Worpswede aus der Gegend machen…«, schrieb Ferdinand Macketanz. Vertreter des (Rheinischen) Expressionismus, der französisch beeinflussten Moderne und der Abstraktion finden sich unter ihnen ebenso wie neusachliche Positionen. Was die Künstler in der »inneren Emigration« eint und trennt: Das zeigen rund 60 Werke aus der Sammlung des Museums – darunter zahlreiche neu in die Sammlung aufgenommene oder konservatorisch gesicherte Arbeiten.


Das Kunstmuseum Singen: Zentrum der Höri-Künstler

Die aufstrebende Industrie- und Handelsstadt Singen am Hohentwiel entwickelte sich ab 1947 mit den »Singener Kunstausstellungen« zum zentralen Forum der »Höri-Künstler« und deren Umkreis. Heute ist das Kunstmuseum Singen der zentrale Ort mit der größten Sammlung der »Höri-Künstler«.

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