Unverändert ist die Kunst der Graphik – ganz gleich, ob es sich um Handzeichnungen oder Druckgraphiken handelt – Ausdruck der künstlerischen Persönlichkeit. Arbeiten auf oder mit Papier sind fester, wichtiger und vervollständigender Bestandteil jeder Sammlung – auch die des Kunstmuseums Singen. Gerade in den letzten Jahren sind viele Arbeiten als Schenkungen, Ankäufe oder Nachlässe neu in das Museum eingegangen. Sie wurden konservatorisch, aber auch, wenn nötig, restauratorisch ausstellungsfähig gemacht. Unter diesen Arbeiten finden sich Werke von Künstlern, deren Œuvre zu den Schwerpunkten der städtischen Kunstsammlung zählen, die mit Ausstellungen im Kunstmuseum Singen zu sehen waren, aber auch solche, die auf der Liste fehlender Positionen standen.
Ausgehend von Werken der »Höri-Künstler« wie Otto Dix, Max Ackermann, Curth Georg Becker oder Erich Heckel sind Arbeiten weiterer moderner wie zeitgenössischer Künstler zu sehen. Die Zeitspanne der präsentierten Werke reicht so von den 1930er-Jahren bis in die Gegenwart. Diesen lichtempfindlichen Schatz mit zahlreichen Highlights und Entdeckungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – das ist das Anliegen dieser Schau.
Sammeln, bewahren, vermitteln
Die konservatorische und restauratorische Bearbeitung der in seinen Sammlungsbestand eingegangenen Werke ist eine zentrale Aufgabe eines jeden Museums. So finden sich in der Ausstellung im Kunstmuseum Singen zahllose Beispiele, wie Arbeiten auf Papier bearbeitet werden können. Die Spannbreite reicht vom Entfernen alter Passepartouts und der Stabilisierung der Blätter in säurefreien Umrahmungen bis hin zur Oberflächenreinigung, Glättung und Retusche von Fehlstellen. Dabei bleibt das Kunstmuseum Singen seiner zurückhaltenden, konservativen Haltung treu: Nicht das »Neuerschaffen«, sondern die Bewahrung der künstlerischen Aussage und der Patina stehen im Fokus, um die Werke für zukünftige Generationen zu schützen und diesen zugänglich zu machen.
Graphik im Wandel der Zeit
Dadurch macht die Ausstellung (auch) sichtbar, wie sich Techniken, Verfahren und insbesondere der künstlerische Umgang mit dem Material Papier und den Gattungen Graphik und Zeichnung im Laufe der Zeit gewandelt haben. Insbesondere die Moderne brachte eine stetige Erweiterung und mitunter grundlegende Revolutionierung des Mediums mit sich. Heute überschreiten viele Künstler bewusst die traditionellen Grenzen der Graphik und verbinden sie mit anderen Gattungen. So frei und vielgestaltig wie heute war »die« Graphik noch nie.
Eine Einladung zur Auseinandersetzung mit dem Medium Papier
Trotz ihrer vermeintlichen materiellen Schlichtheit fordern Arbeiten auf Papier den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung heraus. Die Ausstellung möchte auf die Vielschichtigkeit und den Reichtum des Mediums aufmerksam machen – und lädt dazu ein, sich auf die spannenden Fragen und Beobachtungen einzulassen, die dieser »Teil vom Ganzen« aufwirft.