Kunstmuseum Singen

Zukunft und Perspektiven

Doch auch im Feld der Kunst- und Kulturvermittlung besteht die Verpflichtung der Institutionen, damit auch des Trägers, der Stadt Singen, die Formen der Aufbereitung und Vermittlung an den beobachteten gesellschaftlichen Wandel und an die Bedürfnisse, Kommunikationsweisen und Erwartungen der Besucher anzuschließen. Dass auch unsere Welt mit Riesenschritten in ein Zeitalter der Digitalität einmündet, dürfte niemand entgangen sein. Auch das Kunstmuseum Singen hat auf die sich wandelnden Sozialstrukturen und Lebensgewohnheiten der Gesellschaft ebenso zu reagieren wie auf die Entwicklung der sozialen Medien und der Informationstechnik.

Und es ist kein Geheimnis, dass nahezu alle Museen in Deutschland, von einigen großen Leitmuseen einmal abgesehen, nicht >auf dem Stand< sind. 

Die größte Herausforderung ist aktuell die Digitalisierung aller Lebensbereiche und der fundamentale Wandel der Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten aller Besucher in allen Altersgruppen. Zugespitzt formuliert: Was (künftig) im Netz nicht vermittelt und nicht erreichbar ist, das wird nicht sein. Digital gestützte Dienstleistungen des Museums zur Erweiterung des Besucherradius sind daher in einer postmodernen Dienstleistungsgesellschaft als Basisleistungen und Services anzusehen – und nicht länger, wie in vielen Kommunen noch üblich, als Luxus.

Das mittelfristige Ziel muss sein, den Besuchern vor Ort und der erweiterten Besuchergruppe im Netz sowohl auf der Webseite des Museums, zuhause, als auch im Museum und am Objekt selbst mit eigenen und ausleihbaren Tools Informationen unterschiedlichster Art und Tiefe anzubieten, seien es nun Sammlungs-Apps, Ausstellungs-Apps, Zusatzinformationen zu Kontexten usw.. Die Form kann variieren; denkbar sind Abbildungen, Detail- und Vergleichsaufnahmen, Texte, Datenbankeinträge, Audiotracks, Filme usw.. Es empfiehlt sich, das Rad nicht neu erfinden zu wollen und erprobte Digitalisate, angepasst an die Bedürfnisse vor Ort, zu übernehmen, anzupassen und mit den bestehenden, personal gestützten und weiter auszubauenden Vermittlungsangeboten, die von den Besuchern weiter nachgefragt werden, zu kombinieren. Die Grundlagen für die Digitalisierung der Sammlung aber sind jetzt zu legen.

Immer wieder wird die Befürchtung geäußert, der digitale Wandel könne Museen obsolet machen. Das Gegenteil ist der Fall: Als alternative Orte persönlicher ästhetischer Erfahrung, der Zusammenkunft und des Austausches in Gruppen, der aktiven wie passiven Auseinandersetzung mit einmaligen Originalen und bereichernden Ideen, aber auch als Lernort, sozialer Raum und ›dritter‹ Ort für die Verhandlung sozialer Bedeutungen wird auch das Kunstmuseum Singen, bei adäquater Ausstattung im Sinne zeitgemäßer, besucherorientierter Bildungsansätze, weiter eine zentrale, öffentliche Bildungsreinrichtung in Singen sein.

Nicht zuletzt die aktuelle Coronavirus-Pandemie zeigt uns auf, wie sehr wir Menschen solcher Räume der Erholung, der eigenen Erweiterung und der Partizipation bedürfen.